Thinking inside the box: LAGE EGAL zeigt Ausstellungen en miniature
Seit 2010 gibt es den Berliner Projektraum LAGE EGAL im Prenzlauer Berg. Zugleich Künstleratelier und Ausstellungsort präsentieren hier die drei Künstler Pierre Granoux, Jean-Francois Karst und Jofroi Amaral eine ungewöhnliche Ausstellungskonzept: Ausgangspunkt des Projektes LAGE 3:20 ist das Modell der Atelierräume im Maßstab 3:20 (15cm entsprechen 100cm in Realität). Das Modell ist in eine großflächige Tischplatte eingelassen, in der Ausstellungen „en miniature“ realisiert werden können. Eine sehr ungewöhnliche Art des Umgangs mit einem Ausstellungsraum – per Email hat deconarch.com daher bei Pierre Granoux nachgefragt, was dahintersteckt:
Abb. © LAGE EGAL
Die Anfänge von LAGE EGAL …
Am Anfang des Projekts stand die Suche nach einem neuen Atelier für Pierre Granoux und Jean-François Karst, Jofroi Amaral kam erst später zum Team hinzu. „Als wir die Atelierräume in der Danziger Straße das erste Mal besichtigten, kam es uns vor, als wären wir in einer Galerie mit viel Raum und Licht. Doch Voraussetzung für den Einzug war, dass man gleichzeitig im selben Raum arbeiten und ausstellen können sollte. Daher mussten wir den Raum zwangsläufig in zwei Bereiche trennen – dies war ausschlaggebend die Miniatur-Tisch-Idee.“
… ein Tisch-Modell als Ausstellungsraum en miniature …
Schon lange gibt es den Typus des rustikalen Bauerntisches, in den Kerben als Ersatz für Teller geschnitzt wurden. Funktionen in dieser Art miteinander zu verbinden, einen Ausstellungsraum in einem gleichzeitig nutzbaren Tisch zu schaffen, war eine reizvolle Herausforderung. Auch der Gedanke an die Mobilität hat eine große Rolle gespielt: Das Modell kann im Gegensatz zum umgebenden Raum in andere Räumlichkeiten umziehen, es ist funktional. All diese Faktoren zeigen, dass das Projekt ein Prozess ist, dass sich das Modell immer noch wandeln, entwickeln und verfeinern kann. Dies betonen auch die drei Initiatoren des Projekts:
„Wir sind Künstler. Das Projekt ist keine Galerie oder Projektraum, sondern ein Künstlerprojekt, dessen Zahl an Mitarbeitern und Mitmachern nicht beschränkt ist, vielmehr lebt es einzig und allein davon, dass andere daran teilnehmen. Denn nur durch Diskussionen und Interaktionen zwischen Künstlern und Kuratoren entstehen neue Ideen, Arbeitstechniken und Ausstellungen. Es ist ein Projekt für Künstler, die bereit sind, auf experimentelle Art und Weise neue Erfahrungen auszutauschen.“
LAGE EGAL will Experimentierfeld für Austausch und Begegnung, für Netzwerke von Künstlern, Kuratoren und Mittlern der zeitgenössischen Kunst sein. Die Mechanismen der Kunstvermittlung, der Präsentation und der Vermarktung von Kunstwerken soll experimentell erkundet werden.
„Die Arbeiten der Künstler zeigen viele unterschiedliche Arbeitstechniken auf, die auch die eigene Kreativität fördern. Jeder Künstler nimmt das Modell ungleich wahr und gibt dadurch Impulse und Denkanstöße. Die Zusammenarbeit vernetzt die Künstler mit anderen Beteiligten und schafft neue Bekanntschaften, die für spätere Projekte von Bedeutung sein können.“
Thinking outinside the box?
Dass diese eigenwillige Präsentationsform auch Probleme machen kann und wesentlich schwieriger zu händeln ist als etwa der neutrale White Cube, den es seit den 60er Jahren gibt, ist den Künstlern bewusst und durchaus gewollt:
„Alle Ausstellung der LAGE EGAL Reihe sind unterschiedlich. An jeder Ausstellung sind unterschiedliche Künstler beteiligt. Daher ist es kein Wunder, dass sich das Modell in ständigem Wandel befindet. Es soll die Kreativität nicht einschränken und lässt Raum für Experimente.
Nichtsdestotrotz bleibt die Gefahr, dass das Modell als Puppenstube wahrgenommen werden kann. Ein sensibles Spiel mit dem Maßstab, der Bespielung des Raumes um und auf dem Modell sowie die Dialoge der Exponate verwandeln das Architektur-Modell zum Ausstellungsmodell.“
Und warum ist die Lage egal?
Der Name LAGE EGAL, ein Palindrom, resultiert einerseits aus dem Wortspiel LAGE REGAL – Lagerregal, auf dem Pierre Granoux selbst gerne ausstellt, und andererseits aus der Not, eine neue Arbeitsstätte zu finden: Während der Suche nach einem neuen Atelier stießen die Künstler in den Anzeigen immer wieder auf das Wort „Lage“ – ruhige oder belebte Lage etwa. Doch für das Atelier war die Lage – letztlich – egal.
Hinzu kommt eine Besonderheit von Pierre Granoux: Jedes seiner Ateliers erhält einen eigenen Namen, eine Art eigener Code, nach dem er seine Arbeiten sortiert und kategorisiert. Die Bezeichnung „Bazar Moderne“ der Arbeiten des alten Ateliers etwa wurde mit dem Umzug in die neue Bleibe nicht weiter fortgeschrieben – das neue Atelier, die neue Arbeitsphase LAGE EGAL wurde ins Leben gerufen.
So steht es auch als Ladenschild in der Vitrine: LAGE.
Was ist charakteristisch für LAGE EGAL?
„Es ist ein Raum für Experimente und Arbeiten. Sehen und gesehen werden – das Atelier ist bewusst in einem Ladengeschäft untergebracht. Es ist absichtlich offen, damit sich jeder eingeladen fühlt vorbeizukommen. Es ist zentraler Punt für Ideen-Suche und -Findung.“
AKTUELL ist in LAGE EGAL zu sehen
Lage 3:20 #3
mit Sasa Tkacenko / Belgrad und Laura Arena / NYC
5. – 27. Mai 2011
kuratiert von Ana Bogdanovic und Anna Meditsch