Special | BIENNALE Tidbits (4)
Seit wenigen Wochen hat die Architektur-Biennale 2016 in Venedig wieder ihre Pforten geöffnet, bis November kann sie besucht werden (28.5.-27.11). Besonders spektakulär bei Ausstellungen und Events natürlich immer die Eröffnung. Bei einem Großevent wie der Biennale fällt diese umso eindrucksvoller aus. Und – Premiere! – deconarch.com war dieses Jahr zum ersten Mal mit dabei! Die Eindrücke müssen noch immer sacken, daher gönnen wir uns – und unseren Lesern – ein wenig Zeit dafür.
Was macht eine gute Ausstellung aus?
Wie macht man eine gute Präsentation?
Wie macht man eine Ausstellung?
Zwar sind es nicht zwangsläufig die großen, auffallenden, extravaganten Darbietungen, an denen der Blick hängen bleibt, dennoch ist es in einem Rahmen wie dem der Biennale mit schlichtem Zeigen von Inhalten – natürlich – nicht getan. Ein Rundgang hier ist auch ein Lehrstück in unterschiedlichsten Formen des Kuratierens (und ja, auch Architektur gilt es „auszustellen“ und in einer durchdachten Darstellung zu vermitteln).
Wo bleibt man hängen? Was hält den Blick? Was zieht an?
Die Präsentationen sind ebenso vielfältig wie die Themen, dennoch lassen sich natürlich Grundlinien und -formen beobachten, die so etwas wie eine grundlegende Gestaltungsstruktur ausmachen.
Zum einen sind dies natürlich die verwendeten Materialien – und gleich vorweg, es sind überraschend wenige „Architekturmaterialien“ zu sehen, kaum Modelle, Pläne, Entwürfe. Stattdessen Fotografien, skulpturale Installationen, unterschiedliche „bloße“ Materialien wie Metall, Bleche, Bambus, Lehm, Stein.
Die gegensätzliche Struktur der beiden Hauptspielorte – Arsenale und Giardini – führt zudem zu gänzlich anderen Arten der Präsentation. Während das Arsenale als ehemaliges Marinearsenal mit eindrucksvollen alten Hallen aufwartet (diese Balken in den offenen Dachstühle!), gegen die sich die Ausstellungen auch behaupten müssen, sind im Giardini-Park die freistehenden Länderpavillons streng genommen x in sich geschlossene kleine Museen nebeneinander.
Für die Ausstellungsmacher gilt, den Raum in den Griff zu bekommen:
Durch eine skulpturale Präsentation wie in der türkischen Präsentation (ein „Schiff“ mit metaphorischer Bedeutung, nun ja).
Durch eine minimalistische, zurückhaltende, in der Repetition jedoch raumgreifende Installation wie es Singapur gelingt (eindrucksvoll!).
Durch den Raum umstrukturierende Architektur wie es Peru (ein schneckenförmiger Info-Pfad), den Vereinten Emiraten (ein andeutungsweise im Grundriss nachgebautes typisches Haus) oder – besonders – Italien und den baltischen Staaten gelingt, die Räume im Raum schaffen.
Oft sind es aber gerade die kleinen Ausstellungen in vergleichsweise engen Räumen/Nischen, die spannend sind – durch Konzentration entstehen oft raffinierte Lösungen. Thailand etwa, mit einem einprägsamen Annäherung an jüngste Landesgeschichte (die Folgen eines Erdbebens für die Rebstrukturierung eines ländlichen Raums).
Natürlich gilt auch bei der Biennale: Mit dem entsprechenden Kleingeld lässt sich viel machen.
Mit dem nötigen Kleingeld lässt sich jedoch nicht zwangsläufig auch eine spannende Ausstellung machen. Man vergleiche den russischen Pavillon (historisierender, aber nicht stringenter, man kann es fast nicht anders sagen, Kitsch) und den Löwen-Gewinner Spanien: eine durchgehende Raumgestaltung mit Hochbauelementen und Holzbilderrahmen, eine simple, dabei jedoch visuell überraschende Darstellung (die Inhalte seien an dieser Stelle außen vor).
Und oft sind es letztendlich auch die „Kleinigkeiten“, die den Ausstellungsbesucher eines solchen Großevents – Hand aufs Herz! – anziehen, Sitzgelegenheiten etwa, klimatisierte Räume, freies W-Lan oder Handyladestationen …
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