Space and Time in Photographing HONG KONG | Martin Zeller in der Kunsthalle Mannheim
Mehr als drei Jahre lebte der gebürtige Mannheimer Fotograf Martin Zeller (*1961) in Hongkong. Die Ergebnisse seines Aufenthalts in Fernost sind noch bis Anfang Mai in der Kunsthalle Mannheim zu sehen.
Die Wolkenkratzerstadt Hongkong, in der sich das Leben auf engstem, hoch verdichtetem Raum abspielt, hat Zeller fasziniert: “Hongkong ist eine Stadt, die sich in die Vertikale entwickelt: Wo bei uns irgendwann nur noch Himmel ist, hat man dort immer noch Information.” Seine Arbeiten reflektieren diese Zuspitzung städtebaulicher, raumstruktureller und sozialer Entwicklungen. Der Stadtraum in Hongkong ist offener und ständiger Veränderung unterworfen. In seinen Nachtaufnahmen mit sehr langer Belichtungszeit erscheinen Bewegung verwischt oder vom Hintergrund überblendet.
Um dies auch in seinen Arbeiten einzufangen, hat Zeller eine eigene Bildsprache entwickelt: Er fotografiert die urbane Landschaft in extremen Hoch- und Querformaten, die er in eindrucksvollen, sich diagonal überkreuzenden Collagen aus zwei oder mehr Bildern installiert. So entsteht ein mehrperspektivischer Bildraum,d er verschiedene Anblick gleichzeitig zeigt. Grenzen lösen sich auf, die Trennung von Innen und Außen wird aufgehoben.
“Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass ich mit meiner vom europäischen Kulturraum geprägten Arbeit an Grenzen stoße. Ich musste mich erst einmal mit der Vorstellung von Raum und Zeit in Asien auseinandersetzen.”
Die traditionelle chinesische Kunst kennt keine Zentralperspektive, die sich in Europa seit der Renaissance durchgesetzt hat. Vielmehr gibt es in einem Bild mehrere Perspektiven, Bildvorder-, Mittel- und Hintergrund werden jeweils gestaltet. Zudem ist das Bildformat meist das einer Papierrolle – ein Überformat im Seitenverhältnis 1:5. Beeinflusst von diesen haben Zellers Arbeiten keinen Horizont und keinen Fluchtpunkt. Die Raumwahrnehmung erscheint gleichgeordnet.
Zellers Fotografien thematisieren damit nicht nur das Stadterleben Hongkongs, sondern darüber hinaus auch die Unterschiede zwischen europäischer und asiatischer Perspektive und Raumwahrnehmung. Zeller selbst sagt: „Die Chinesen hat meine Bildfindung auch nicht überrascht. Hier ist die Irritation viel größer: Ich habe noch nie soviel über eine Ausstellung gesprochen! Ich fühle mich richtig als Übersetzer.”
((Zitate aus MEIER. Das Magazin für das Rhein-Neckar-Delta, April 2009 | © Abb. Kunsthalle Mannheim))
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