quergelesen | LABYRINTH von O. Nicolai & J. Wenzel | KURZREZENSION
Viele spannende Bücher warten zur Zeit auf Lektüre, allerdings fehlt oft die Zeit für eine intensive Besprechung – daher gibt es ab sofort als neue Serie „quergelesen“ bei deconarch.com: Dabei werden Literaturempfehlungen in einem Überblick vorgestellt, ausführlichere Kommentare zum Inhalt folgen gegebenenfalls etwas später. Den Auftakt macht “Labyrinth – Ein Buch in vier Vorträgen”, eine ungewöhnliche und sehr inspirierende Publikation zum Thema Stadt!
Olaf Nicolai, Jan Wenzel:
Labyrinth – Ein Buch in vier Vorträgen
320 Seiten, Deutsch, Broschur mit ca. 280 Abbildungen, 12.5 x 18.7 cm
Gestaltung: Urs Lehni, Spector Books + Rollo Press, Leipzig / Zürich 2012
ISBN: 978-3-940064-82-0
“Warum tötete Theseus den Minotaurus?” – “Weshalb fand er den Ausgang des Labyrinths nur mit Hilfe des Ariadnefadens?” – “Erleichtert ein Mehr an Wissen die Orientierung? Oder wird es schwieriger, wenn wir verstanden haben, wie leicht es ist, sich zu verlaufen?” – “Wie kommt es, dass das Labyrinth uns im Handumdrehen zu Mitspielern macht? Warum kommen wir nicht los von diesem Gewirr aus Linien und Gängen?” – “Ist der Weg ins Zentrums des verwickelten Gängereichs leichter zu finden als der Weg zurück in die Freiheit?”
LABYRINTH ist in vier Kapitel gegliedert, die auf vier tatsächlich mündlich gehaltenen Vorträgen basieren, deren Ausgangspunkt wiederum eine öffentliche Installation ist, die der Künstler Olaf Nicolai 1998 in Paris inszeniert hat. Vorträgen dementsprechend ist das Layout aufgebaut: Auf jeder Seite wird eine Abbildung gezeigt, die von einem kurzen Text begleitet ist. Dieser ist sehr knapp gehalten und umfasst oft nur einen Satz. Dennoch sind die Inhalte fortlaufend gestaltet.
Dadurch liest sich das Buch ein bisschen ungewohnt, aber flott – und sehr inspirierend! Es ist nicht nur eine breitgespannte Annäherung an das urbane Labyrinth, sondern zugleich auch ein Referenzsystem zu Nicolais Werk.
Das erste Kapitel – „Urbanität/Migration“ – schlägt einen Bogen vom kretischen Labyrinth als urbane „Ursprungserfahrung“ bis hin zu den Katakomben von Paris und versammelt ein komplexes Sammelsurium, oft überraschender, Beobachtungen rund um die Entwicklung der Stadt.
Es folgen „Spiel/Kontrolle“ (Kapitel 2) , „Orientierung/Desorientierung“ (Kap. 3) und „Garten/Camp“ (Kap. 4), die diese Gedanken weiterspinnen – um beim Bild des kretischen Labyrinths zu bleiben. Eine etwas andere Annäherung an das Phänomen Stadt – Urbanismus – Urbanität. Im Facebooksprech: I like!