Karlsruhe – Athens TRANSMISSION FESTIVAL | Interview with URSULA SCHACHENHOFER
Two weeks in April are dedicated to TRANSMISSION – in Karlsruhe and Athens. For two weeks, the newly initiated art festival – self-organized by a group of media artists – presents contemporary positions in different media and brings together artists from Athens and Karlsruhe. It’s impact is glocal – it gives the local visitors new aspects and perspectives in the media and performance arts, promotes cultural diversity in Karlsruhe and Athens and European cooperation. We will accompany TRANSMISSION festival with selected interviews with participating artists.
Ursula Schachenhofer (geb. 1985 in Innsbruck) arbeitet an der Schnittstelle zwischen Videokunst, Performance und Konzeptkunst. Von 2005 bis 2012 studierte sie Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Frage, wie gesellschaftliche Konventionen unsere Gedanken und unser Leben beeinflussen. Weitere Themen sind die Wahrnehmung von Zeit und die Frage, wie sich Erinnerungen, Orte und Gedanken im Gehirn manifestieren.
All illus. (c) Ursula Schachenhofer
ursulaschachenhofer.wordpress.com
INTERVIEW
Welche Arbeit zeigst du im Festival? Beschreibe sie kurz. Was steckt dahinter?
Ich zeige mehrere Arbeiten am Festival. Darunter sind neben älteren Arbeiten auch zwei neue. In der Life-Performance Scherben werde ich Porzellan zerschlagen und dann in mühevoller Kleinarbeit versuchen, diese wieder zusammenzukleben. Die Performance läuft über die gesamte Ausstellungszeit. Eine weitere Arbeit, die ich zum ersten mal zeige, ist die Fotoserie The nature takes it back. Diese Arbeit entstand in Havana und zeigt, wie die Natur in der Altstadt auf den einst prunkvollen Häusern Einzug hält. Bäume auf Balkonen, Büsche die aus dem Mauerwerk ragen und Pflanzen die ein gesamtes Baugerüst vollgewuchtert haben. Es zeigt für mich die Kraft der Natur aber auch den Zahn der Zeit, der an den modernen Errungenschaften nagt.
Die Arbeit Spurensuche entstand letztes Jahr in Klausen, in Südtirol, wo ich einen Monat in einer Künstler-Residenz verbracht habe. Fünf Tage lange habe ich meine täglichen Spuren in der Stadt mit Hilfe einer Farbflasche mit Loch hinterlassen. Dadurch war es für die Bewohner möglich meine Bewegungen nachzuvollziehen, mir zu folgen und dadurch auch über ihren eigenen Alltag zu reflektieren. Wohin gehen wir tagtäglich? Welche Spuren hinterlassen wir? Welche Spuren hinterlässt unsere Umgebung in uns selbst? Die Arbeiten, die dort entstanden sind sind derzeit auch bis Ende April im Stadtmuseum Klausen zu sehen. Im Festival werde ich die Video-Dokumentation dieser Aktion zeigen.
Wie ist dein Arbeitsprozess, wie findest du deine Motive und Themen?
Foto: Karin Reichhalter
Ich suche nicht aktiv nach Motiven und Themen. Meist habe ich eine Idee für ein Konzept, eine Aktion, die ich gerne einmal ausprobieren möchte um zu sehen, wie es sich anfühlt bzw. was dabei herauskommt. Es ist eine Art Neugierde, ein Was-wäre-wenn-Gedanke, der dann mit einer gewissen Konsequenz durchgeführt wird, um zu sehen, was passiert. Dieses „Passieren“ bezieht sich sowohl auf meine innere Welt (Gedanken, Gefühle) als auch auf die Reaktionen von außen (Wie werden die anderen darauf reagieren?). Ein Teil der Aktion ist auch gleichzeitig die Dokumentation davon, die meist in Form von einem Video anschließend gezeigt werden kann.
Mit welchen Medien arbeitest du, warum? Welche besonderen Möglichkeiten eröffnen sie dir?
Das Medium ergibt sich meistens durch das Thema/Konzept. Die Medien, in denen ich arbeite, sind Performance, Video, Installation und selten Fotografie. Die digitalen Medien ermöglichen mir, einen Moment festzuhalten, zu dokumentieren und damit auch zu archivieren.
Gibt es besondere Vorbilder, Einflüsse, Inspirationen?
Auf die Videokunst aufmerksam geworden bin ich durch meine Videolehrerin Barbara Huber, deren Unterricht ich im Medienkolleg Innsbruck besucht habe. Das Medienkolleg habe ich nach meiner Matura absolviert, weil ich wusste, dass ich gerne etwas in Richtung Video/ Film machen würde, aber noch sehr wenig Wissen darüber hatte. Über den Videounterricht wurde ich auch auf das ZKM aufmerksam und so habe ich mich an der HfG beworben. An der HfG habe ich dann hauptsächlich bei Nira Pereg, Anna Jermolaewa und Vadim Fishkin studiert, die mir auch geholfen haben, meinen eigenen künstlerischen Weg zu finden und mich darin bestärkt haben. In Ausstellungen haben mich Arbeiten von Sophie Calle, Marina Abramovic und Eija-Liisa Athila inspiriert. Auch die Arbeiten von Oscar Munoz finde ich sehr berührend.
Ursula, vielen Dank für die Einblicke in deine Arbeit!