Exteriors and Interiors | Robert POLIDORI in Cologne

This comprehensive solo show presents new photographs by Robert Polidori, using multiple work groups in relation to each other. For the first time, motives from the series Hotel Petra and Dendritic Cities are shown which the Canadian photographer has taken between 2008 and 2011. Polidori’s views of urban exteriors and interiors act like portraits of the passing of time.

Robert Polidori Hotel Petra #5, Beirut 2010

Hotel Petra #5, Beirut, 2010 (c) Robert Polidori

 

 

Robert Polidori 

Exteriors and Interiors

Galerie Karsten Greve

Köln

www.galerie-karsten-greve.com 

 

 

 

 

Info _ Hotel Petra besteht aus Innenansichten von Gebäuden, die durch gewaltsame Einwirkungen und Verwitterung gezeichnet erscheinen. Polidori hat in Beirut das neben dem ehrwürdigen Grand Théatre de Beyrouth gelegene Hotel Petra aufgesucht, das nach den Zerstörungen des libanesischen Bürgerkriegs nahezu 25 Jahre lang abgeriegelt blieb. Von menschlichen Eingriffen verschont, ist es dem „natürlichen“ Verfall überlassen gewesen. Die Wände sind mit zahlreichen Farbschichten bedeckt, die im Laufe der Zeit abgeblättert und verblasst sind, so dass zugrundeliegende Farbtöne in changierenden Intensitäten zum Vorschein kommen. Diese altersbedingten Auflösungsprozesse ergeben ein breites Spektrum an Nuancen: „Die Blau-, Gelb- und Orangetöne und der wahnsinnige Farbumfang haben mir sofort gefallen. Die Szene ist wie eine Studie über das Sichauflösen und Überlagern von Farbe.“ Polidori betont jedoch nicht nur die malerische Qualität dieser Wände, sondern vielmehr den geschichtlichen Aspekt, der dieser „natürlichen Malerei“ innewohnt. Er bezeichnet diese rein durch zeitliche Einwirkungen entstandenen Abstraktionen als „Archäologie der Malerei“: „Wände sind das Trägermaterial, auf dem Zeit sichtbar wird.“ (Polidori)

Robert Polidori Hotel Petra #1, Beirut 2010

Hotel Petra #1, Beirut, 2010 (c) Robert Polidori

So sind in diesen Momentaufnahmen die Zeit (und ihre Auswirkungen) verdichtet, der von Polidori eingefangene Zustand wird zur historischen Manifestation. In der Chromatik farblicher Abstufungen offenbart sich – einem Palimpsest vergleichbar – die Chronologie geschichtlicher Ereignisse. Die charakteristischen Oberflächenstrukturen des Gebäudes, dessen verwundete Schönheit der einheimischen Bevölkerung als Sinnbild der schmerzhaften Erfahrung des Krieges dient, lassen sich nicht nur als individuelles Portrait, sondern auch als Mahnmal, als Wahrzeichen kollektiver Erinnerung begreifen. Obwohl er die Poesie abgetragener, verwaschener Farbqualitäten anerkennt, ist Polidori kein Anhänger einer ästhetisierenden Ruinenromantik. Stattdessen folgt er seinem realitätsnahen, „dokumentarischen“ Bedürfnis, das „Gedächtnis der Gemäuer“ mit seiner Kamera zu erfassen und damit ausgehend vom Sichtbaren das erweiterteAugenmerk auf die verborgenen Hintergründe zu lenken: „um ein vollständiges Bild des Geschehens zu erhalten“ („to get a complete picture of what really happened“). Da für Polidori oberflächliche Merkmale immer Indizien, Indikatoren tiefgreifender Strukturen darstellen, sind die von ihm abgebildeten Situationen Zeugnisse einschneidender sozialer, historischer und politischer Veränderungen, die sich in einer singulären äußeren Form niedergeschlagen haben.

In der Ausstellung wird durch die Gegenüberstellung der malerischen Wandflächen des Hotels Petra mit den Nahaufnahmen alternder Gemälde aus Schloss Versailles (aus der Reihe Parcours Muséologique Revisité) deutlich, dass Polidori in seiner sorgfältigen Beobachtung vorgefundener Zustände die Insignien der Vergänglichkeit hervorhebt.

„Mich interessieren die Spuren der Zeit in einem Raum, einem Gebäude oder einer Stadt.“ (Polidori) Diesen Spuren der Zeit geht Polidori auch in seinen Panoramen der Serie Dendritic Cities nach. Hier befasst er sich mit dem Phänomen des wuchernden Wachstums sogenannter cités sauvages, deren unkontrollierte Ausbreitung vor allem in den Außenbezirken moderner Großstädte keiner urbanistischen Planung folgt, sondern aus unmittelbaren gesellschaftlichen Gegebenheiten resultiert. Ob es sich um einen Slum in Indien oder eine Favela in Brasilien handelt: stets interessieren Polidori solche Städte, die „plötzlich auftauchen und nach 50 Jahren wieder verschwinden. Es sind temporäre Strukturen, die aus einer Notwendigkeit heraus erwachsen sind.“ (…)

Info + illus. courtesy Galerie Karsten Greve

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