Die Stadt ist der Star | KUNST AN DER BAUSTELLE in Karlsruhe
The City is the Star – Art at the Construction Site | Fascinating works of art are to be presented by the ZKM in Karlsruhe city center: impressive large-scale sculptures, performances and interventions by international artists. »The City is the Star« seeks to extend the aesthetics of the everyday and so-called poor materials – one of the innovations of modern art – to the construction sites and to thereby change their perception.
Die Stadt ist der Star
Kunst an der Baustelle
Vom K-Punkt am Staatstheater bis zum Marktplatz Karlsruhe
19.06.2015 – 27.09.2015
PR Info _ Hintergrund | Während des Festivalsommers gleicht die Karlsruher Innenstadt einer monumentalen Großbaustelle. Die eingeladenen KünstlerInnen greifen mit ihren Installationen, Skulpturen und Performances in den dynamischen Prozess der Baumaßnahmen ein. Sie verarbeiten die Baustellen künstlerisch. Die Maschinen und Materialien der Bauarbeiten finden sich in den Kunstwerken teilweise wieder. Daraus entstehen die Fragen: Handelt es sich um eine künstlerische Installation oder eine Baustelle, um eine künstlerische Intervention oder eine bautechnische Maßnahme? Ist das Kunst oder Arbeit? Sind die Menschen, die wir auf der Baustelle sehen, KünstlerInnen oder ArbeiterInnen? Es entsteht ein neues Genre: nicht Kunst am Bau, sondern beim Bauen, Baustellenkunst.
Spektakuläre Großinstallationen | Auf dem Marktplatz, dem Herzstück der ehemaligen Residenzstadt, bringt der argentinische Künstler Leandro Erlich mit einer spektakulären Großinstallation PassantInnen und AnwohnerInnen zum Staunen. »Pulled by the Roots« ist der Titel der Arbeit, die einem Baukran eine ungewöhnlich schwere Last zu tragen gibt: An den Stahlseilen des »Kunstkrans« hängen keine Baumaterialien, Container oder Maschinen – ganz im Gegensatz zu den anderen Kränen in der Stadt. Oberhalb der Baustelle schwebt in luftiger Höhe ein ganzes Haus. Architektonisch einem historischen Bau von Friedrich Weinbrenner nachempfunden, scheint das Gebäude mit seinem Wurzelwerk buchstäblich aus einer der Nachbarstraßen herausgerissen zu sein.
Baustellen werden von vielen Einwohnern als Belastung, wenn nicht als Katastrophe empfunden. Der mehrjährige Bauprozess wird auch erschwert durch unvorhersehbare Störungen und Vorfälle. So kommt es immer wieder zu Bildern einer urbanen Situation, bei denen man nicht weiß, ob sie absichtlich oder unabsichtlich entstanden, ob sie das Ergebnis eines Zufalls oder eines Unfalls sind. Der »Truck« von Erwin Wurm, dessen Ladefläche gebogen ist und dessen Hinterräder an der Wand statt auf dem Boden stehen – wurde er durch einen Bagger oder Krahn versehentlich an die Wand gequetscht? Ist er von einem Unwetter an die Wand geschleudert worden? Oder gehört er zu den Autos der Zukunft, die auch die Wand rückwärts hochfahren können?
Ähnliche Überlegungen gelten für das »Car Building« von Hans Hollein, das in der Nähe des K-Punkts an der Schnittstelle von öffentlichem und individuellem Verkehr zu finden ist. Diese senkrecht übereinander getürmten VW Käfer – sind sie das Ergebnis der Explosion einer Gasleitung, durch die sie vom Parkplatz in die Luft gejagt wurden, um anschliessend zufällig an dieser Stelle zu landen? Die gestapelten VW Käfer formulieren ein passendes Bild für die Stadt, die für ein verbessertes Verkehrsnetz zeit- und kostenintensive Umbauten in Kauf nimmt.
Eine Ablenkung vom Baustellenlärm bietet das »Heaven’s Carousel« von Tim Otto Roth, das in den Abendstunden auf dem Friedrichsplatz zu sehen ist. Wer sich unter den Kran mit den rotierenden Klang- und Lichtkugeln legt, wird eine vom Alltag ferne Seh- und Hörerfahrung machen. Die sphärischen Klänge, die aus dem Kunstwerk dringen, basieren ausschließlich auf Sinus-Tönen und werden durch die Farbe der Kugeln visualisiert.
Weitere Informationen und Programm
Info + illus. courtesy ZKM