Design meets Zeitgeschichte | PETER SCHUBERTs edition disegno blickt hinter die Kulissen der Ulmer HfG

Sonntags wird das feine Geschirr hervorgeholt, das gute Kleid getragen, sonntags geht man ins Konzert, sonntags widmet man sich der Kultur. Und unter der Woche? Nur harter Alltag, das normale Leben.

Über Bord mit dieser „Sonntagskultur“ der Nachkriegszeit, die den Dingen des alltäglichen Lebens so wenig Wert beimaß!

„damals in ulm mussten wir zurück zu den sachen, zu den dingen,zu den produkten, zur straße, zum alltag, zu den menschen. wir mussten umkehren. es ging nicht etwa um eine ausweitung der kunst indie alltäglichkeit, in die anwendung. es ging um eine gegenkunst, um zivilisationsarbeit, um zivilisationskultur.“ otl aicher (1922–1991)

Aus dieser Haltung heraus gründeten Otl Aicher und seine Mitstreiter, Inge Scholl, Max Bill und weitere, 1953 die Hochschule für Gestaltung Ulm, neben dem Bauhaus die bedeutendste Designhochschule des 20. Jahrhunderts. Sie bestand bis 1953. Ihre Spuren sind bis heute allgegenwärtig – nicht nur die Erscheinungsbilder der Olympischen Spiele in München 1972 und der Lufthansa, auch etwa Produkte der Firmen Braun und FSB gehen insbesondere auf Otl Aicher zurück.

(Sehr spannend, Aichers kreatives Wirken u.a. als Wegbereiter des Corporate Designs in der Nachkriegszeit, auf das hier in einer bekannten Online-Wissensquelle verwiesen sei. Bemerkenswert auch seine Frau und HfG-Mitgründerin Inge Scholl, die älteste Schwester der Geschwister Scholl.)

Aichers Vier Gebote des Greifens

Aichers Vier Gebote des Greifens

In fünf Filmen lässt der Filmemacher Peter Schubert – selbst Student an der HfG von 1961 bis 1966) – die Gründungs- und Wirkungsgeschichte der legendären HfG wieder lebendig werden. Dabei richtet er nicht nur einen Blick auf die Geschichte, die Arbeitsweise und die Bedeutung der Schule, sondern porträtiert auch Otl Aicher und zeichnet exemplarisch charakteristische Produktgeschichten nach. Jeder Film dauert eine knappe Dreiviertelstunde. Sie sind jetzt digitalisiert und neu herausgegeben verfügbar – dank des Engagements von FSB.

(In diesem Interview gibt Peter Schubert Einblick in seine Zeit an der HfG und die Arbeit an den Filmen.)

Auch der ostwestfälische Klinkenhersteller hat enge Verbindungen zur HfG. Seit den 1980er-Jahren hinterfragte man sich in Brakel unter der geistigen Führung Aichers grundlegend und entwickelte bis heute gültige Leitsätze. Unter seiner Ägide wurde FSB zur Designmarke aufgebaut – und Aichers „Vier Gebote des Greifens“ zum Leitmotiv. Einen Film widmet Schubert denn auch „Hand – Griffe“.

Hochschule für Gestaltung Ulm
Sechs Filme zur Gründungs- und Wirkungsgeschichte der legendären Gestalterschule HfG
Edition disegno
Peter Schubert Filmproduktion
Herausgeber Franz Schneider Brakel

Film 1: experiment mit zeitzünder, 1979 43 Min

Film 2: Designlegende HfG, 1988, 43 Min.

Film 3: Otl Aicher, der Denker am Objekt, 1991, 44 Min.

Film 4: Hand – Griffe, 1992, 43 Min.

Film 5: Designprozess ICE, 1995, 44 Min

Film 6: Der Zauberlehrling von Ulm, 12 Min (historischer Film über die HfG, nicht aus der edition disegno)

Booklet mit umfangreichen Informationen zur HfG und FSB

Die Filme sind über FSB zu beziehen (via E-Mail an Wolfgang Reul,  wolfgang.reul@fsb.de).

Illus. courtesy FSB

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