DAS FENSTER in Berlin

We alone are the insiders of our interior worlds. Within ourselves we feel safe and yet often isolated and sealed off. At the same time, hope is almost always contained therein: evident itself in windows, in the gates of the eyes. Each window is a link, a step between the interior and the exterior. The window functions just as with the lens of a camera – it is the point between the camera obscura and the outside. The point where light breaks through and illuminates another world. Johanna Breede PHOTOKUNST Gallery, dedicates their upcoming exhibition to all these architectural interfaces. More than 60 pictures from 24 photographers testify to the wide range of challenges that windows have presented to artists. Their possibilities range from a wide view on the world to the reflection of the inner self.

© Kurt Wyss: 'Hotel Edison, NewYork' 1962 Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

© Kurt Wyss: ‘Hotel Edison, NewYork’ 1962
Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

 

DAS FENSTER

Kate Baker, Sibylle Bergemann, Lilian Birnbaum, Elmer de Haas, Heinz Hajek-Halke, Monique Jacot, Hannes Kilian, Birgit Kleber, Barbara Klemm, Jens Knigge, Robert Lebeck, Herbert List, Stefan Moses, Rita Ostrowskaja, Ulrike Ottinger, Marek Pozniak, Beat Presser, Sheila Rock, Michael Ruetz, Max Scheler, Liselotte Strelow, Karin Székessy, Donata Wenders, Kurt Wyss

21. März bis 13. Juni 2015

Johanna Breede PHOTOKUNST

Berlin

www.johanna-breede.com

 

 

 

PR Info _ Wir sind die Insider unserer je eigenen Welten. Im Interieur unserer selbst fühlen wir uns sicher, zuweilen aber auch isoliert und abgeschottet. Dabei enthält fast jeder Innenraum auch eine Hoffnung: Sie manifestiert sich in Fenstern, Durchgucken, Augentoren (ahdt.: augadoro). Denn jedes Fenster ist eine Verbindung; eine Schnittstelle zwischen innen und außen. Es funktioniert so gesehen wie die Linse eines Fotoapparates – es ist ein Spalt zwischen “Dunkler Kammer” (camera obscura) und Außenraum. Ein Lichtdurchbruch. Ein Weltenspender.

Schon Alfred Hitchcock hatte diese Verwandtschaft früh erkannt. In seinem 1954 gedrehten Meisterwerk „Das Fenster zum Hof“ erzählt er von den Analogien zwischen Fenster und Photographie. Vordergründig eine Kriminalgeschichte auf kleinem Raum, ist der Film um einen gesundheitlich lädierten Photographen auf den zweiten Blick eine Metapher über die Möglichkeiten und Handicaps des apparativen Sehens. Photographen sind für Hitchcock Eingeschränkte. Innerhalb der vier Seiten ihrer Bilder verdichten sie Zeichen und Narrationen. Sie schaffen Andeutungen. Sie fixieren eingeengte Außenblicke. Das ganze Bild aber entsteht erst im Kopf. Die Welt zwischen Bild- wie Fensterrahmen ist immer nur die halbe Wahrheit.

© Herbert List: 'Blick aus dem Fenster, Via Lungarina 65, Rom 1953 Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

© Herbert List: ‘Blick aus dem Fenster, Via Lungarina 65, Rom 1953
Courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

Blicke auf Fenster, in Fenster und durch Fenster hindurch: die Geschichte der Photographie ist voll von ihnen. So zeigt bereits das weltweit erste Photo – Joseph Nicéphore Niépces Blick aus seinem Arbeitszimmer in Le Gras (1826) – eine Aufnahme aus einem Fenster. Weitere berühmte Fenster-Durchblicke reichen von Louis Daguerres bis zu Andreas Gursky. Dabei ist es vermutlich nicht nur die immer wieder ungewöhnliche Lichtsituation, die Photographen an den Blicken ins Freie gereizt haben. Vielmehr erzählen Fenster Geschichten über das photographische Sehen selbst – über das geheime Guckloch eines Voyeurs; über den geschützten Blick auf ein Welttheater.

Die Galerie Johanna Breede PHOTOKUNST widmet sich in ihrer kommenden Ausstellung ganz diesen architektonischen Schnittstellen. Über 60 Aufnahmen von 24 Photographen werden von den unterschiedlichsten Herausforderungen zeugen, die Fenster für Photographen gespielt haben. Ihre Möglichkeiten reichen vom geweiteten Weltblick bis zur Rückspiegelung des eigenen Selbst. Die Archive von Photokünstlern wie Stefan Moses, Robert Lebeck, Barbara Klemm, Sybille Bergemann oder Donata Wenders werden für diese Gruppenausstellung daher nach ihren schönsten Fensterblicken befragt. Da ist etwa Kurt Wyss’ Aussicht aus einem Hotelfenster in New York City. Zwischen Innenraum und Außenraum ist ein Fernseher positioniert. Auf diesem läuft eine Ansprache des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy. Geschickt vermischt der 1936 geborene Wyss nicht nur natürliche und technische Fernblicke; er macht darauf aufmerksam, dass auch Monitore Fenster sind – Weltöffnungen, deren Transparenz immer nur zu einer Seite hin gegeben ist.

Max Scheler wiederum verweist darauf, dass Fenster nicht nur Öffnungen, sondern auch Trennungen sein können. Ein Ausstellungsbild des einstigen Stern-Photographen zeigt den damaligen Beatle George Harrison vor dem verschlossenen Fenster eines Zugabteils. Auf der anderen Seite des Glases starren Fans wie Fische aus einem Aquarium heraus. Doch längst ist nicht ausgemacht, wer hier drinnen und wer draußen ist – wer Freigänger und wer Gefangener.

Und mit Einschließung spielt auch eine Aufnahme des 1983 verstorbenen Heinz Hajek-Halke. Seine Fotomontage “Sexual Deprivation of Prisoners” aus dem Jahr 1926 ist vermutlich nicht nur die älteste, sondern auch die experimentellste Arbeit der Ausstellung. Hajek-Halke zeigt das vergitterte Gesicht eines Gefangenen, das übergroß auf eine angedeutete Figur im Vordergrund starrt. Es ist eine Mischung aus forensischem Wahn und photographischer Warnung: Eingekerkert im Interieur einer Seele, wird man schnell überwältigt von Trugbildern und Irrlichtern. Fenster sind somit immer auch Rettung. Sie sind Durchbrüche aus Dunkelheiten. (Text: Ralf Hanselle)

Info + illus. courtesy Johanna Breede PHOTOKUNST

No comments.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.

Translate »