Mytyo Mein Tokio – Stadtlesebuch | REZENSION
Auf New York, Moskau und Aleppo folgt Tokio: „Mytyo“ – Mein Tokio/My Tokio 1953/2013 ist der vierte Band in der Reihe der Stadtlesebücher zu internationalen Metropolen, die die Stuttgarter Edition Esefeld & Traub seit 2008 herausgibt. Und wieder ist das große Format ein „Stadt-Lese-und-Schau-Buch“, das man immer wieder zur Hand nehmen kann, um sich auf Entdeckungsreise durch eine zwar bekannte, aber doch fremde Stadt zu begeben: Auf fast 300 Seiten versammeln sich Fotografien und Texte, die den architektonischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Veränderungen in der japanischen Hauptstadt in den vergangenen rund 60 Jahren nachspüren.
MEIN TOKIO | MY TOKYO 1953/2013
Verlag: Edition Esefeld & Traub
Bespielseiten (Link)
Über die Fotografien wird der Rahmen aufgebaut, der „Mytyo“ strukturiert. Ausgangspunkt sind schwarzweiße Aufnahmen der Schweizer Innenarchitektin Martha Villiger, die 1953 für ein Jahr nach Japan reist, um dort eine Ausstellung über französische Kunst und Architektur – „Proposition d’une Synthèse des Arts“ – vorzubereiten. Ihre Eindrücke des fremden Landes hält sie in über 300 Fotografien fest, rund 50 davon wurden ins Buch aufgenommen.
„Die Beziehungen Japans zu seinen ehemaligen Verbündeten wie zu seinen Kriegsgegnern waren stark gestört. Nur zu Frankreich bestanden kulturelle und persönliche Kontakte […]. Es war deshalb kein Zufall, daß die erste direkte Fluglinie von Europa nach Tokio durch die AIR FRANCE eröffnet werden konnte. Deren Direktor, Jacques Marti, und seine Gattin, die bekannte Innenarchitektin Cahrlotte Perriand, wurden zur Einrichtung der neuen Fluglinie und zum Aufbau der damit verbundenen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen für ein Jahr nach Tokio delegiert.“ (Benedikt Huber)
Martha Villiger hat als Mitarbeiterin von Charlotte Perriand die Familie nach Tokio begleitet.
Villigers Fotografien gegenüber stehen in der zweiten Hälfte des Bandes Farbfotografien, die 2011, noch vor der Tsunami-Katastrophe und Fukushima, entstanden sind. In ihnen hat die deutsch-japanischen Architektin Naomi Hanakata (*1982), für die Publikation das Leben der Tokioter Bevölkerung festgehalten, unter der sie derzeit selbst lebt. Ihre Aufnahmen zeigen Großstadtleben heute, Gebäude, Menschen, Werbung, Ubahn, Stromleitungen, Hochhäuser, Details, Häusermeer, …
Von diesen Aufnahmen inspiriert haben 57 Autoren persönliche Gedanken über „ihr“ Tokio notiert, der Leser kann sie auf drei Sprachen lesen. Geschichten aus dem Alltag, einprägsame Erlebnisse und Erinnerungen, Gedichte, Beobachtungen, die die Besonderheiten der Stadt vor Augen treten lassen – nicht wie in einem Reiseführer, der Fakten auflistet, sondern in sehr persönlichen Blickwinkeln, die ein anderes, vielleicht „japanischeres“, sicher aber vielschichtigeres Bild Tokios entstehen lassen.
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